Schon gewusst?! 🐸☀️

Station des Deutschen Wetterdienstes auf MS "Ostfriesland" 🌦

Wusstest Du, dass sich an Bord von MS "Ostfriesland" eine Station des Deutschen Wetterdienstes befindet? MS "Ostfriesland" ist als freiwilliges Wetterbeobachtungsschiff in ein weltweites Programm eingebunden, welches die Bezeichnung VOS (Voluntary Observing Ship) trägt. 2013 sind wir als Reederei an den Deutschen Wetterdienst herangetreten, um am internationalen, freiwilligen Beobachtungsdienst auf See mitzuwirken. Hintergrund ist, dass sich an Bord von MS "Ostfriesland" regelmäßig Auszubildende befinden, die möglichweise einmal eine Karriere als Nautischen Offizier anstreben. Unter fachlicher Anleitung der Nautischen Offiziere lernen die Auszubildenden das Messen und Beobachten, sowie den Gebrauch der speziellen Software „TurboWin“ kennen. Somit fungiert „MS Ostfriesland“ als eine Art Ausbildungsschiff. Mehr spannende Fakten zum Thema Wetterstation an Bord bekommst du in diesem Blog-Eintrag - viel Spaß beim Lesen! 

Auf unserem Instagram-Account haben wir übrigens ein kurzes Video über die Wetterstation veröffentlich - klicke einfach rechts auf das Bild und erhalte einen exklusiven Einblick! 📲 

 


Was macht ein "Wetterfrosch" denn so?

Interview mit Cord Grimmert

Neulich war Cord Grimmert vom meteorologischen Hafendienst des Deutschen Wetterdienstes bei uns an Bord und hat Wartungsarbeiten an den vorhandenen Geräten durchgeführt. Wir durften ihm viele Fragen zu diesem Thema stellen und teilen im untenstehenden Interview einen exklusiven Blick hinter die Kulisssen mit Dir! 

Die Fragen im Überblick


Herr Grimmert, welche Messgeräte befinden sich an Bord und welche Funktion haben diese?

(Hier klicken, um Antwort anzusehen)

An Bord befinden sich folgende meteorologischen Mess-Instrumente:

  • ein Aneroid-Barometer zur Messung des aktuellen Luftdrucks. Dieses Instrument ist auf Meereshöhe justiert und zeigt beim Ablesen, trotz des erhöhten Standortes auf der Brücke, unmittelbar den Luftdruck auf Normalnull.
     
  • ein Barograph zur Aufzeichnung des zeitlichen Luftdruckverlaufs am Beobachtungsort (Luftdruckschreiber). Dieses Instrument schreibt den Luftdruck über einen Zeitraum von einer Woche auf einen Papierstreifen, welcher auf einer langsam rotierenden Trommel aufgespannt ist. Einmal pro Woche muss dieser Registrierstreifen gewechselt werden.
     
  • ein Schöpfthermometer (Pütz Admiral), mit dem die aktuelle Wassertemperatur bestimmt wird. Dieses Instrument wird vom Schiff aus mittels eines Taus (Tampen) ins Wasser gelassen. Das Meerwasser fließt dabei in einen gummi-ummantelten geschützten Behälter, in dem sich ein Thermometer befindet. Nach einer Wartezeit von einigen Minuten wird die Pütz aus dem Wasser gezogen, wobei im Behälter weiterhin Meerwasser vorhanden ist. Die Wassertemperatur wird sofort abgelesen; die Messung wird dabei nicht durch die Außen-Lufttemperatur beeinflusst.
     
  • ein Schleuderpsychrometer zur Bestimmung von Luftfeuchteparametern. In dem Instrument befinden sich zwei identische Thermometer. Über das Thermometergefäß des „feuchten“ Thermometers ist ein Stoffstrumpf gestülpt, der vor der Messung mit destilliertem Wasser befeuchtet wird. Das feuchte Thermometer kühlt sich durch Verdunstung der Feuchtigkeit im Strumpf und Wärmeaufnahme aus der Luft, je nach Wasserdampfgehalt mehr oder weniger ab. Diesen Abkühlungseffekt durch Verdunstung kennt jeder, der nach dem Baden aus dem Wasser steigt und sich nicht unmittelbar abtrocknet. Dieser Verdunstungsprozess kann durch Ventilation beschleunigt werden, wobei die Ventilationsgeschwindigkeit einen Einfluss auf das Messergebnis hat. Dazu wird das Psychrometer mit einer Art Handkurbel geschleudert. Gemessen wird so die psychrometrische Differenz, d.h. die Differenz zwischen dem feuchten und dem trockenen Thermometer. Aufgrund der Temperaturdifferenz beider Thermometer wird so die Relative Luftfeuchte oder der Taupunkt bestimmt. Je größer die psychrometrische Differenz ist, umso geringer ist der Wasserdampfgehalt der Luft bzw. umso geringer die Relative Feuchte. In gesättigter Luft (Relative Luftfeuchte beträgt 100 Prozent) ist die Temperaturdifferenz zwischen dem trockenen und feuchten Thermometer gleich Null.
  • Aneroid-Barometer
  • Schöpfthermometer
  • Schleuderpsychrometer

Was genau wird gemessen?

(Hier Klicken, um Antwort anzusehen)

Gemessen werden die Parameter

  • Luftdruck
  • Luftdrucktendenz während der letzten 3 Stunden
  • Lufttemperatur
  • Relative Feuchte
  • Wassertemperatur
  • Windrichtung- und Geschwindigkeit.

Zusätzlich erfolgen visuelle Beobachtungen wie

  • Seegang, also Höhe, Richtung und Frequenz der Wellen und der Dünung
  • horizontale Sichtweite (schlechteste Sicht im 360° Umkreis)
  • gegenwärtiges Wetter
  • Wetter der letzten 3 oder 6 Stunden
  • Wolken unterteilt in 3 „Wolkenstockwerke“ mit Bedeckungsgrad der einzelnen Schichten
  • Meereis und Eisansatz am Schiff
  • Luftdruck
  • Lufttemperatur
  • Wassertemperatur

Wie werden die Wetterbeobachtungen, die wir täglich aufzeichnen, verarbeitet? Sprich was passiert damit?

(Hier klicken, um Antwort anzusehen)

Die ermittelten Mess- und visuellen Beobachtungsergebnisse werden als erstes in ein Klartext-Formular eingetragen und anschließend in eine spezielle Beobachtungs-Software eingegeben. Diese Software (TurboWin) wurde vom Niederländischen Wetterdienst (KNMI) entwickelt und wird weltweit eingesetzt. Die in Klartext eingegeben Informationen und Daten werden mithilfe der TurboWin-Software in einen Code umgewandelt. Dabei handelt es sich um 5-stellige Zahlengruppen des international gebräuchlichen Codes Synop SHIP FM13.

 

Nach dem Erstellen eines solchen Reports kann dieser in eine E-Mail eingefügt und an eine bestimmte Mail-Adresse gesendet werden, welche ausschließlich für den Empfang dieser Wetterbeobachtungen vorgesehen ist.

Der Report wird dann in das Vorhersagemodell des Großrechners beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach eingespeist und dient so als Basismaterial für die Berechnung von Vorhersagen, aber auch als Eintrag in aktuelle Seewetterkarten. Gleichzeitig wird der Report in das GTS (Global Telecommunication System) eingespeist und global verteilt. Somit ist sichergestellt, dass diese Beobachtung weltweit von allen Nationalen Wetterdiensten entschlüsselt und verarbeitet werden kann.

Parallel dazu werden die Wetterbeobachtungen innerhalb des Deutschen Wetterdienstes einer besonderen Qualitätsanalyse unterzogen und auf Plausibilität geprüft. Nach der Prüfung werden diese Daten für Klimazwecke archiviert und stehen dann auch im GDAC (Global Data Assembly Centre) zur Verfügung.

 

MS "Ostfriesland" ist als freiwilliges Wetterbeobachtungsschiff in ein weltweites Programm eingebunden, welches die Bezeichnung VOS trägt (Voluntary Observing Ship). Das VOS-Programm ist ein internationales Programm, welches Schiffe für die Aufnahme, Aufzeichnung und Übermittlung von Wetterbeobachtungen auf See anwirbt. Beteiligt an diesem Programm sind derzeit weltweit 25 Mitgliedsländer der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Deutschland - vertreten durch den Deutschen Wetterdienst - betreibt dabei eine der größten VOS Flotten, die im Jahr 2020 ca. ein Drittel der weltweiten VOS Daten bereitgestellt hat (in Summe ca. 2.5mio Beobachtungen, DWD VOS haben ca. 670.000 Beobachtungen erfasst und verteilt). Zur internationalen Gemeinschaft der aktiven VOS Schiffe gehören weltweit ca. 2750 Schiffe, die von mehreren Nationalen Wetterdiensten betreut werden.

 

Grundsätzlich ist die Teilnahme an der Wetterbeobachtung auf See auch verpflichtend in einer Vereinbarung festgehalten. Die International Convention for the Safety of Life at Sea, (SOLAS; Internationales Übereinkommen von 1974 zum Schutz des menschlichen Lebens auf See) ist eine UN-Konvention, welche alle Aktivitäten und Maßnahmen festschreibt, welche zur Sicherheit der fahrenden Seeleute und zur Schiffssicherheit beiträgt. Die ursprüngliche Fassung entstand als Reaktion auf den Untergang der Titanic im Jahr 1912.

Derzeit ist die fünfte Version von 1974 in Kraft, erweitert und geändert durch zahlreiche Ergänzungsprotokolle. In SOLAS Kap. V, Regel 5, 2.4 ist festgeschrieben, dass die jeweiligen unterzeichneten Regierungen dieser Vereinbarung dafür Sorge tragen sollen, dass ausgewählte Schiffe mit geprüften Instrumenten für den Seewetterdienst (wie Barometer, Barograph, Psychrometer und geeignetem Gerät zum Messen der Wassertemperatur) zum Gebrauch in diesem Dienst ausgerüstet werden und dass zu den Hauptterminen für synoptische Bodenbeobachtungen meteorologische Beobachtungen vorgenommen, aufgezeichnet und übermittelt werden (mindestens viermal täglich, wann immer die Verhältnisse es gestatten).

  • MS "Ostfriesland" ist als freiwilliges Wetterbeobachtungsschiff in ein weltweites Programm eingebunden
  • Die ursprüngliche Fassung entstand als Reaktion auf den Untergang der Titanic im Jahr 1912

Welche konkreten Ziele werden bei der Wetterbeobachtung verfolgt?

(Hier klicken, um Antwort anzusehen)

Eine Wetterbeobachtung dient verschiedenen Zwecken. Ein wichtiger Grund ist die Verwendung als Basismaterial für die Erstellung von Vorhersagen. Der Deutsche Wetterdienst „füttert“ dabei den Vorhersagerechner in Offenbach mit einer großen Anzahl an Daten.


Durch eine Vielzahl von gleichzeitig erstellten Beobachtungen können die benötigten Linien von gleichem Luftdruck (Isobaren), Lufttemperatur (Isothermen) und Luftfeuchte (Isohumiden) analysiert werden. Erst aus dem Vergleich von aktuellen und vergangenen Analysen können Wettervorhersagen konstruiert werden.

Außerdem dienen Wetterbeobachtungen der Erstellung von aktuellen Wetterwarnungen, sowie der Archivierung für Klimazwecke und gerichtsverwertbarer Gutachten bei Schadenfällen. Wetterbeobachtungen werden, wo möglich, auf festen Landstationen erstellt, was aber auf See kaum möglich ist. Es kommen zwar auch Bojen mit automatischer Sensorik auf den Meeren zum Einsatz, jedoch ist der Betrieb dieser Systeme mit einem sehr hohen logistischen Aufwand und hohen Kosten verbunden.

Wegen dieses großen Mangels an Wetterstationen auf See werden schon seit langem weltweit freiwillige Beobachtungen von Schiffsbesatzungen durchgeführt.

  • Basismaterial für die Erstellung von Vorhersagen
  • Erstellung von aktuellen Wetterwarnungen
  • Archivierung für Klimazwecke
  • Gerichtsverwertbare Gutachten bei Schadenfällen

Wie häufig werden die Geräte gewartet?

(Hier klicken, um Antwort anzusehen)

Der Deutsche Wetterdienst strebt 2x jährlich einen Besuch von „MS Ostfriesland“ an, um die Messgeräte zu prüfen und zu warten. Zusätzlich werden in regelmäßigen Zeiträumen die Instrumente ausgetauscht und in unserem Labor in Hamburg kalibriert.

  • 2x jährlich

Welche besonderen Wetterbeobachtungen konnten an Bord bisher schon gemacht werden?

(Hier Klicken, um Antwort anzusehen)

Hierzu können keine exakten Angaben gemacht werden. Es wurden seit dem Beginn der Beobachtungstätigkeit der MS "Ostfriesland" im Jahr 2013 mehr als 4000 Reports erstellt. Möglicherweise wurden Beobachtungen der MS "Ostfriesland" für Gutachten verwendet, aber dies entzieht sich leider unserer Kenntnis.

  • Mehr als 4000 Reports seit 2013

Warum eignet sich MS „Ostfriesland“ besonders gut für Wetterbeobachtungen?

(Hier Klicken, um Antwort anzusehen)

Für die Wetterbeobachtung auf See gibt es eigentlich keine speziellen Forderungen bezüglich des Schiffstyps. So erhält der Deutsche Wetterdienst Reports von Containerschiffen,Tankern, Kreuzfahrtschiffen und eben auch von Fähren. Selbst Segelyachten wurden vom Deutschen Wetterdienst bereits mit meteorologischem Equipment für die freiwillige Wetterbeobachtung ausgerüstet.

„MS Ostfriesland“ stellt aber tatsächlich einen Sonderfall dar. Im Jahr 2013 ist die Reederei AG "EMS" und die Besatzung der MS Ostfriesland an uns heran getreten mit dem Vorschlag, sich am internationalen, freiwilligen Beobachtungsdienst auf See (VOS – Voluntary Observing Ship) zu beteiligen. Hintergrund der Anfrage war, dass sich an Bord von MS "Ostfriesland" regelmäßig Auszubildende befinden, die möglichweise einmal eine Karriere als Nautischer Offizier anstreben. Da Nautische Offiziere praktisch immer mit der Wetterbeobachtung auf See in Berührung kommen, wird hier auf der Reise zwischen Emden und Borkum schon einmal ein Grundstein gelegt. Unter fachlicher Anleitung der Nautischen Offiziere lernen die Auszubildenden diese Tätigkeit des Messens und Beobachtens, sowie den Gebrauch der speziellen Software „TurboWin“ kennen. Somit fungiert „MS Ostfriesland“ als eine Art Ausbildungsschiff.

  • „MS Ostfriesland“ stellt einen Sonderfall dar
  • Unter fachlicher Anleitung der Nautischen Offiziere lernen die Auszubildenden diese Tätigkeit des Messens und Beobachtens
  • „MS Ostfriesland“ fungiert als eine Art Ausbildungsschiff

Sind noch weitere Wetterbeobachtungen auf anderen Schiffen der AG „EMS“ Flotte geplant?

(Hier Klicken, um Antwort anzusehen)

Hier gibt es zurzeit keine weiteren Planungen. Aber grundsätzlich dankt der Deutsche Wetterdienst ausdrücklich Ihrer langen und regelmäßigen Teilnahme an diesem Programm. Jede Beobachtung ist willkommen und jede einzelne kann den Unterschied machen, daher danken wir nochmals ausdrücklich für die immer herzliche und freundliche Art und Weise, mit der die Mitarbeiter des Deutschen Wetterdienstes bei Ihnen an Bord begrüßt werden.

  • Jede Beobachtung ist willkommen
  • Jede einzelne kann den Unterschied machen

Wir wünschen weiterhin immer gute und sichere Reisen. Ihnen und Ihren Besatzungen auch weiterhin alles Gute! Es dankt: Der meteorologische Hafendienst des Deutschen Wetterdienstes.

  • MS "Ostfriesland" Kapitän Bernd Ramm und Cord Grimmert vom meteorologischen Hafendienst des Deutschen Wetterdienstes.

  • Messung der Luftfeuchtigkeit mit einem Schleuderpsychrometer

  • MS "Ostfriesland" Kapitän Bernd Ramm und Cord Grimmert vom meteorologischen Hafendienst des Deutschen Wetterdienstes.

  • Messung der Luftfeuchtigkeit mit einem Schleuderpsychrometer

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